Der Morgen dĂ€mmert trĂ€ge ĂŒber Auxerre, wĂ€hrend SamiNo mit einer dampfenden Tasse Kaffee in der Hand vor seinem Laptop sitzt. Der Bildschirm blendet ihn leicht, aber es ist nicht das grelle Licht, das ihn irritiert â es ist die Tabelle der Ligue 1, die ihm trotzig entgegenfunkelt. Platz 2, nah dran an der Spitze, aber irgendwie fĂŒhlt es sich wie kalter Kaffee an. Der Gedanke macht ihn stutzig: "Kalter Kaffee, das beschreibt die Lage ganz gut. So schmeckt ein guter Saisonstart, der trotzdem nicht perfekt ist."
Er nimmt einen Schluck und verzieht das Gesicht. Der Kaffee ist tatsĂ€chlich kalt geworden, wĂ€hrend er die letzten Ergebnisse analysiert hat. 5:1 gegen Kaysersberg â heiĂ wie frisch aufgebrĂŒhter Espresso. 1:2 gegen Ajaccio â bitter wie ein ĂŒberextrahierter Americano. Und dann das knappe 2:1 gegen FC Sochaux, ein Spiel, das man gewonnen hat, aber das so zĂ€h war wie ein billiger Instant-Kaffee. "Eine Saison ist eben wie eine Tasse Kaffee", denkt SamiNo. "Manchmal trifft sie den perfekten Punkt, und manchmal fragt man sich, warum man ĂŒberhaupt eine Bohne verschwendet hat."
Er scrollt durch die nĂ€chsten Spiele. EA Guingamp wartet, ein ĂŒberraschender TabellenfĂŒhrer. "Die sind wie dieser Typ, der im CafĂ© bestellt: 'Einen Kaffee, aber bitte mit Hafermilch, Sirup, und könnten Sie die Temperatur auf 64 Grad halten?'" Guingamp hat in den ersten Spielen gezeigt, dass sie mit frischen Ideen und einer starken Verteidigung die Liga aufmischen können. Ein harter Gegner, keine Frage.
Dann gehtâs auswĂ€rts zu Saint-Etienne. "Der klassische Milchkaffee-Gegner", denkt SamiNo. "Man weiĂ, was man bekommt: stark genug, um dich wach zu halten, aber nicht so aufregend, dass man vor Schreck die Tasse fallen lĂ€sst." Saint-Etienne ist unberechenbar â manchmal sanft, manchmal bitter, je nachdem, wie der Tag lĂ€uft.
Und schlieĂlich Grenoble Foot 38. Ein Team, das gerade wieder in die oberste Liga geklettert ist. SamiNo grinst in sich hinein. "Grenoble ist der entkoffeinierte Kaffee der Liga. Man vergisst manchmal, dass sie da sind, aber plötzlich ĂŒberraschen sie dich mit einem starken Auftritt, und du fragst dich, wie sie das hinbekommen haben."
Die Gedanken flieĂen dahin, wĂ€hrend der Kaffee in seiner Tasse lĂ€ngst das Stadium der GenieĂbarkeit ĂŒberschritten hat. SamiNo nimmt trotzdem noch einen Schluck. "Wenigstens hat der Kaffee Charakter, selbst wenn er kalt ist", denkt er. Seine eigene Mannschaft hat das bisher auch bewiesen. Sechs Spiele, vier Siege, keine Meisterleistung, aber solide. "Wie ein guter Cappuccino. Du kannst nichts falsch machen, wenn die Basis stimmt."
Er lehnt sich zurĂŒck, nimmt einen letzten Schluck vom kalten GebrĂ€u und tippt ein paar Notizen in seinen Laptop.
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