Auxerre hat den Staub abgeklopft und die Liga an den Ohren vom Sofa gezerrt. ZAT 8 brachte das, was die Tabelle nicht erwartet hat, aber dringend verdient: 5:3 bei Lille, 4:0 gegen Rennes, eine ernĂŒchternde 0:4-Tracht in Guingamp â und zum Dessert ein 4:3 gegen Bastia, das selbst Herzmonitoren nervös gemacht hat. 13:10 Tore in vier Spielen.
âWir sind fertig mit Vorsichtâ, knurrte SamiNo, als die Flutlichter ausgingen und sein Stift weiter auf der Taktiktafel kratzte. âAlles riskieren. Wenn du nichts zu verlieren hast, ist Mut plötzlich preiswert.â
Neben ihm eine halb geleerte Thermoskanne und ein Zettel mit drei Worten: âBall? Tor. Wieder.â
Lille? AbgefrĂŒhstĂŒckt. Rennes? Weggeblasen. Bastia? Ăberstimmt.
Der Abend in Lille war die schönste Form von Nachbarschaftshilfe: Wir nehmen euch drei Punkte ab und Terrormopp suchte nach dem Abpfiff vergeblich seine Stimme und fand nur das Pausenzeichen. âSchreib dirâs auf den Deckelâ, raunte SamiNo Richtung Presseraum, âab jetzt diktieren wir die Satzzeichen.â
Rennes kam mit Teflon-AttitĂŒde und fuhr mit vier EinschlĂ€gen heim â Haushaltstipp: Wenn es hinten anbrennt, hilft kein Zudecken. Guingamp durfte sich einmal als TĂŒrsteher fĂŒhlen; Auxerre stand auf der falschen Liste. Passiert. Und Bastia? Stummfilm in 4:3 â viel Handwerk, null Poesie. âWir können auch schmutzigâ, grinste der Coach, âaber unsere Flecken tragen Namen.â
Tabelle: Blau-WeiĂ im RĂŒckspiegel
Platz 11, 32 Punkte, TorverhĂ€ltnis â24 â hĂŒbsch ist anders, aber hĂŒbsch steigt nicht. Oben tobt das Poltern, unten zittert Sochaux (22). Dazwischen lungert Lille (37) herum, als wĂ€re MittelmaĂ eine Auszeichnung. FĂŒnf Punkte Abstand. Ein direktes Duell kommt noch. Merkt euch das.
Zu Hause, spĂ€t in der KĂŒche, erzĂ€hlte SamiNo seiner Kaffeemaschine von der Tabelle. âWir spielen jetzt Rouletteâ, sagte er, âaber ich bring die Kugel selbst mit.â Die Maschine piepte dreimal; vermutlich Zustimmung.
Auxerre setzt alles. Hohe Linie, unhöflicher Anlauf, PĂ€sse wie Glasscherben. âWenn wir schon auf Kante nĂ€hen, dann mit Drahtâ, sagt SamiNo, âund wir tragen das Hemd offen.â
Und danach? Es steht in den Sternen, ob dieses Team im Herbst wieder mit Seide spielt oder sich noch einmal durch Beton frÀst. Aber heute, in dieser Woche, zwischen Atemzug und Abpfiff, ist Auxerre laut, unanstÀndig und lebendig.
âWir sind die Krawatte, die man bei Feierabend nicht löst â wir reiĂen sie runterâ, sagt der Coach, bevor er das Flutlicht ausknipst.
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