SamiNo stand im Kabinengang, die Siegerzigarre noch unangezündet zwischen den Zähnen, als Jean-Pierre hereinstürmte wie ein schlecht gefütterter Kanarienvogel.
„Chef, wir sind wirklich Meister! 4:1, 4:0, 4:1 – ich hab nachgezählt. Drei Siege, null Restzweifel.“
SamiNo zwinkerte ihm zu, als hielte er schon den Lorbeerkranz in der Westentasche. Tabellenplatz 1, 67 Punkte, 80 Tore, ein letzter Donnerknall gegen Lorient – mehr brauchte es nicht, damit Auxerre nach dem chaotischen Fünfkampf tatsächlich ganz oben stand.
Der Triumph – und die Kratzer im Lack
Natürlich kratzt der silberne Pokal an der Sonnenbrille, wenn man genauer hinsieht. Das verlorene Champions-League-Finale schimmert im Hintergrund wie eine hässliche Postkarte aus Athen – ungelesen, aber nicht vergessen. Im Coupe de France war im Viertelfinale Schluss: ein Bauernopfer, sagt Jean-Pierre; ästhetische Rotation, sagt SamiNo. Beide nicken sich selbstgefällig zu, weil sie wissen, dass am Ende niemand Tabellenplätze auf Stoßgebete druckt.
Wichtiger ist: Ligue-1-Titel verteidigt, Punkt. Und während ganz Frankreich noch staunt, krempelt Auxerre schon wieder die Ärmel hoch, denn im Coupe de la Ligue wartet das Halbfinale – Kraftreserven satt, Stade Rennais als Sparringspartner und Lens als potenzieller Endgegner, prall gefüllt mit Late-Season-Energie. Jean-Pierre rechnet vor: „Chef, wenn Lens nicht vergisst, welches Tor das eigene ist, wird das Finale ein blendend gelber Albtraum.“
SamiNo grinst nur: „Dann malen wir eben neue Linien.“
Kapitel Terrormopp – die Diva wirft die Dauerwelle
Doch bevor sich der Feldmarschall dem Coup de la Coupe widmet, öffnet er noch fix den Gift-Tintenfassdeckel für OSC Lilles Terrormopp – jenen Trainer, der Auxerre als „Durchschnittsteam“ und SamiNo als „Mini-Napoleon“ verhöhnte.
Was tat Monsieur Mopp, als er merkte, dass sein eigenes Ensemble eher Bauernregiment als Grande Armée war?
Richtig: Er erschien gar nicht erst. Kein Aufmarsch, kein Spielplan, kein Adrenalin, nur eine gesalzene Nullnummer gegen Sochaux, Guingamp und Ajaccio – während oben fünf Klubs um jeden Schweißtropfen kämpften sind in Lille nur verwaiste Hütchen auf dem Trainingsplatz vorzufinden.
„Ein taktisches Meisterstück des Rückzugs – von Waterloo direkt ins Kinderzimmer, wo man beleidigt den Hut ins Eck wirft“, knurrt SamiNo in die Pressemikrofone. „Wenn Pleurnicheur-Mopp noch einmal eine Bank in Lille sieht, dann höchstens die Parkbank vorm Arbeitsamt. Der Self-Care-Coach macht 'nen Rage-Quit und glaubt, dass 'nicht antreten' die neue Meta sei“, so SamiNo und weiter. "Na, wenigstens müssen wir uns sein Gejammer und seine Prophezeiungen nicht mehr antun – wir scheinen ihm endlich das Maul gestopft zu haben."
Jean-Pierre notiert: „Statistisch gesehen hat Terrormopp am letzten ZAT genau so viele Punkte geholt wie sein Ego Demut – Null.“
Die letzte Schlacht um den kleinen Pokal
Während also Terrormopp die Liga mit Schmollwinkel und leerer Anwesenheitsliste sabotierte, stapft Auxerre weiter. Halbfinale Stade Rennais? Laut Kraftmessstreifen ein Federgewicht, aber unterschätzen wäre unfein. Finale gegen Lens? Eine Batterie Duracell-Kanoniere auf Speed. Doch SamiNo zündet bereits rhetorische Funken: „Falls Lens tatsächlich unsterblich wirkt, empfehle ich Sonnencreme Faktor 90 – wir brennen heller, als sie aushalten.“
Abgesang eines Mini-Napoleons
Und dann, als die Jubelchöre knapp verstummen, tritt der baldige Ex-Coach vor die Kameras. Ohne Pathos? Keine Chance, dafür liebt er den Theaterdonner zu sehr.
„Elf Saisons, zwei Ären, ein paar überfahrene Statistik-Hamster und mehr Pokale als Terrormopp Ausreden. Wir konnten in den vergangen Jahren hier Pokale sammeln, als wären es Panini-Sticker – nur glänzender.
Wir habe Schlachten verloren, damit Siege epischer wirken. Wir habe Gegner beleidigt, damit sie schneller rennen. Und ich habe Auxerre so fest in mein Herz eingeschraubt, dass es jetzt schief tickt.
Aber jede Kampagne hat ein letztes Trommelfeuer: Medien munkeln Deutschland und Bundesliga, ich schweige und packe die Kanonen ein. Eines bleibt gewiss: Wenn jemand künftig behauptet, Auxerre sei ein Durchschnittsteam, dann zeigt ihm die Stadt einfach die Meisterschale. Sie glänzt heller als jedes Mopp-Shampoo.“
Er wirft die Siegerzigarre in die Luft, fängt sie mit zwei Fingern und geht. Kein Blick zurück – nur ein Lächeln, so scharf wie eine frisch polierte Bajonettspitze.
Die Ligue 1 atmet auf, wohl wissend: Wo immer SamiNo landet, wird es wieder brennen. Und Auxerre? Streicht den Thronsaal frisch und legt im Pokal noch einmal Holz in den Kamin – für ein letztes, vielleicht allerletztes Feuerwerk.
|